Nevada hat noch einmal
alles aufgeboten, um sich zu verabschieden. Es war zum Schluss noch
so eine schwierige Strecke, dass ich an meine körperlichen, meinen
fahrerischen und auch an die Grenzen des Motorrades gehen musste. Ich weiß
jetzt, wo meine und die Grenzen des Motorrades sind. So oft habe ich
an einem Tag noch nie das Motorrad aufgehoben. Bei 10-mal habe ich
aufgehört zu zählen.
In der Wüste stehen
diese kleinen Büsche rum. In einem Sandstück bin ich mit dem Fuß
so unglücklich an einem Busch hängen geblieben, dass ich den Fuß
sozusagen mit meinem eigenen Koffer überfahren habe. Es gab so einen
Schlag, das ich stürzte und sogar Sterne gesehen habe. Der Fuß,
diesmal der andere als gestern, ist jetzt auch grün und blau. Im
Moment weiß ich nicht, mit welchem Fuß ich humpeln soll. Aber alles
ist in Ordnung und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die
körperlichen, aber auch die seelischen Wunden, verheilen werden.
Ich bin jetzt in
Lakeview/Oregon und mache endlich mal einen Tag Pause. Lakeview ist
seit Tagen der erste Ort, der mehr zu bieten hat als 10 Einwohner,
ein schäbiges Motel, einen kleinen Supermarkt und eine Tankstelle,
die keinen Sprit hat.
Es gibt keine Fotos vom
Kampf gestern und auf keinen Fall Fotos von meinen Füßen. Ich
hoffe, Oregon ist gnädiger mit mir.
STEPHAN